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Musikalische Entschleunigung über die Suiten von J.S. Bach in 432 Hz Stimmung
Pablo Casals war der unvergessliche Maestro, der die Suiten für Violoncello ans Licht brachte und mit wundervoller Perfektion ein für alle Mal die Grenzen der Aufführungspraxis festlegte, die jahrzehntelang niemand zu überschreiten wagte. Über die Jahre hinweg wurden hunderte Aufnahmen eingespielt, große Cello-Meister und Virtuosen haben auf einzigartige Weise die Fackel weitergegeben und den von Casals beschrittenen Weg perfektioniert und ergänzt. Welchen Sinn hat es also, eine weitere Aufnahme hinzuzufügen, noch dazu von einem unbekannten Cellisten, der bescheiden auf die großen Meister der Vergangenheit zurückblickt?
Der Sinn könnte sich beim Hören dieser CD erschließen, wenn Sie alles vergessen, was Sie bisher über Bach gehört haben (ganz abgesehen davon, dass es sicher eine der wenigen Aufnahmen ist, die mit 432 Hz eingespielt wurden*). Wer den Versuch unternimmt, die Suiten mit einer Person, die ausgestreckt vor ihm auf dem Boden liegt und die er über seine Musik bei der Meditation und Einkehr begleiten möchte, zu spielen, der wird feststellen, dass er gezwungen ist, die Ecken und Kanten des eigenen Ego abzumildern – gerade so, wie ein Bach (der Name spricht für sich) die Steine abschleift und abrundet, bis sie schließlich zu Sandkörnern werden. Gedämpftes Spiel, das bedeutet nicht so sehr leise, als vielmehr auf Zehenspitzen zu spielen, sich respektvoll und aufmerksam auf jenen Atemzug desjenigen einzustellen, der vor dir liegt.
Kurzbiographie von Davide Zavatti und sein Weg zu den Aufnahmen dieser CD hier klicken
Tracklist Min. 1 Gigue 5:13 Hörprobe Cello Suite No. 5 in C Minor, BWV 1011 2 Courante 7:47Hörprobe Cello Suite No. 1 in G Major, BWV 1007 3 Allemande 6:35 Hörprobe Cello Suite No. 2 in D Minor, BWV 1008 4 Prelude 4:13 Cello Suite No. 1 in G Major, BWV 1007 5 Courante 6:39 Cello Suite No. 2 in D Minor, BWV 1008 6 Gigue 4:30 Cello Suite No. 1 in G Major, BWV 1007 7 Prelude 7:11 Hörprobe Cello Suite No. 2 in D Minor, BWV 1008 8 Allemande 9:42 Cello Suite No. 1 in G Major, BWV 1007 9 Sarabande 3:44 Hörprobe Cello Suite No. 5 in C Minor, BWV 1011 10 1:56 The stream (Bach) near the Steinmühle 11 Sarabande 4:14 Cello Suite No. 5 in C Minor, BWV 1011 12 Bouree II 1:24 Hörprobe Cello Suite No. 4 in C Flat Major, BWV 1010 13 0:29 Silence (Blauer Saal - Steinmühle) 14 Prelude 8:04 Hörprobe Cello Suite No. 4 in C Flat Major, BWV 1010 15 Bouree II 1:22 Cello Suite No. 4 in C-Flat Major, BWV 1010 Gesamt73:03 Min.
QuoVadisBach?
Wir wissen nicht wohin, aber die Spur führt im Frühsommer des Jahres 2016 zur ehemaligen Steinmühle in Oberösterreich, neben der der vertraute Bach rauscht. Der Blaue Saal ist großzügig, fast ein Kubus, das zauberhafte Licht schafft eine magische Atmosphäre, die noch verstärkt wird von den musiktherapeutischen und künstlerischen Instrumenten Katharina Flückigers.
Während der gesamten Aufnahmen haben 12 Personen abwechselnd vor dem Violoncello liegend Platz genommen. Ich habe mir vorgestellt, dass ich sie mit meinen Tönen sanft wiege und ihre Herzen umschmeichle, um zu erreichen, dass ihre Gedanken sich von den dahinfließenden Noten forttragen lassen. An den Wänden im Halbdunkel saßen die Personen, die darauf warteten, ihren Platz vor dem Cello einzunehmen oder die bereits davor gelegen hatten.
Die Entscheidung, die Suiten auf diese Art zu spielen, ist ein bewusster und mutiger Bruch – die musikalische Geste verliert sich und gibt an ihrem Grenzbereich der Meditation Raum, dem Versuch, Bach zu entmathematisieren, der mathematischen Perfektion den mechanischen Aspekt zu nehmen. Das Metronom wird verbannt, um den Schimmer neuen Lichts zwischen den Ritzen der Noten zu erforschen. Eine musikalische Überfahrt, bei der der Bach zwischen den Mauern der ehemaligen Mühle, die unter den großzügigen Händen von Peter Wahl neu erstanden ist, zu einem Ozean anschwillt. Trotz des tosenden Bachs, gibt es viel Stille. In diesem Raum, in dem früher Korn gemahlen wurde, um den leiblichen Hunger zu stillen, werden nun Schwingungen gemahlen, um der Seele Nahrung zu geben…
Über Davide Zavatti
Davide Zavatti, geboren 1964 in Forlí nahe Bologna, erhielt seinen ersten Cellounterricht bei Prof. Leonello Godoli. Damit trat er in die Tradition der „Grande Scuola Bolognese“, deren Vertreter (Serato, Cuccoli, Oblach, Godoli) vor allem wegen ihres „Bel Suono“ gerühmt wurden. 1985 erwarb er am Conservatorio G. Rossini von Pesaro das Diplom für Cello und vertiefte seine Kenntnisse bei Rocco Filippini, Franco Rossi und dem Amadeus Quartett. Außerdem studierte er in den Jahren 1987 - 1989 an der Stauffer-Akademie in Cremona bei Rocco Filippini.
Seine musikalische Karriere führte ihn an viele renommierte Konzerthäuser sowie Theater Italiens und Europas. Er gewann verschiedene national und international ausgeschriebene Stellen für Cello (Orchestra Sinfonica A. Toscanini – Parma, Teatro San Carlo in Neapel, Internationales Orchester des Festivals in Aberdeen in Schottland) und arbeitete als Solocellist zusammen mit zahlreichen Kammer- und Sinfonieorchestern (Orchestra Sinfonica di San Marino, Orchestra da Camera Petrella, Filarmonica Italia, AFSO Salzburg, LSO Leonding). 1990 war er Initiator, Gründer und künstlerischer Leiter des Festivals für Kammermusik Sadurano Serenade. Von 1989 bis 1995 unterrichtete er Cello am Liceo Musicale von Forli. Er legte diese Funktion zurück, um nach Wien zu gehen, und lebt heute in Österreich.Seine Konzerttätigkeit umfasst Auftritte in Rom, der Arena von Verona, in Mailand, Parma, London, Budapest, Athen, Berlin, Leipzig, Luxemburg, im Musikverein Wien, im Mozarteum Salzburg etc.
Seit 1990 beschäftigt er sich auch mit Design, Grafik, Fotografie und kreativen Konzepten. Er entwickelt Projekte, deren Ziel es ist, Impulse für die Zukunft zu setzen, wie z.B. 2012 das Concerto SeConDario, 2013 das Farbmusik-Projekt Musae Musicali, 2014 den Sentiero SeConDario und das Projekt BachDonau, sowie 2015 Abbraccio SeconDario. In jüngster Zeit setzt er sich vermehrt mit der Aufführungspraxis der Barockmusik auseinander und besucht Meisterklassen für Barockcello bei Catherine Jones, Mauro Valli und Ruth Claire Pottinger-Schmidt. Überdies beschäftigt er sich mit der Anwendung von musiktherapeutischen Elementen in der Kunst, unterstützt von Musiktherapeutin Katharina Flückiger. Er spielt ein Barockcello von Frans Van Dijk, op.XVII, Heiligenberg 1978 und ein Violoncello von Filippo Fasser, Brescia 2014, eine getreue Kopie des Violoncello ex Paganini von Pietro Giacomo Rogeri, Brescia 1717.
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